Thema 4

Widerstand gegen die Gründung

 

Ein fünfköpfiges Team legte im Herbst 1968 ein ausführliches Konzeptpapier zum „Projekt Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt“ vor. Diesem Team gehörten unter anderem ein Vertreter des Bundesministeriums für Unterricht, Otto Drischel, der Bildungswissenschaftler Peter Posch und der spätere Gründungsrektor der Klagenfurter Hochschule Walter Schöler an.

 

Das Unterrichtsministerium versandte das Konzeptpapier an WissenschaftlerInnen im

In- und Ausland mit der Bitte um Stellungnahme. Die Rückmeldungen teilten sich in zwei fast gleich große Gruppen auf: positive, konstruktiv-kritische Rückmeldungen auf der einen Seite sowie Rückmeldungen, die die Gründung einer Universität in Klagenfurt ablehnten, auf der anderen Seite.

 

Die Gegner der Universitätsgründung begründeten ihre ablehnende Haltung insbesondere mit folgenden drei Argumenten:

  1. Neue Disziplinen sollten an bestehende Universitäten angegliedert werden. Denn die Neuerrichtung einer Hochschule sei kostenintensiver als der Ausbau bestehender Universitäten.
  2. Das vorgelegte Konzept sei unschlüssig. Außerdem sei unklar, womit sich die „Bildungswissenschaften“ als neue wissenschaftliche Disziplin eigentlich beschäftigten.
  3. Das geplante neue Kurssystem ohne klassische Vorlesungen werde dazu führen, dass das Bildungsniveau sinke. Die „Technisierung des Unterrichts“ durch computergestütztes Lernen sah man kritisch.

 

ABBILDUNG 10

Harro H. Kühnelt, Universitätsprofessor für Englische Sprache und Literatur der Universität Innsbruck, wählte drastische Formulierungen, um auf die Unterfinanzierung der bestehenden österreichischen Hochschulen hinzuweisen, und nannte die Gründung einer weiteren Universität in dieser Situation „unverantwortlich“. Darüber hinaus hielt er es für unnötig, eine weitere Ausbildungsstätte für LehrerInnen zu schaffen.

 

ABBILDUNG 11

Herfried Hoinkes, Universitätsprofessor am Institut für Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck, führte zusätzlich zu den klammen Finanzen der österreichischen Universitäten eine Reihe weiterer Argumente ins Feld. Insbesondere fürchtete er, das Niveau des Studiums an der neuen Universität in Klagenfurt könnte niedriger sein als an den bestehenden Hochschulen.

 

Ablehnung: Rektorenkonferenz und Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)

 

Die Rektoren der bereits existierenden österreichischen Hochschulen lehnten die Klagenfurter Hochschulpläne ab. Denn sie erwarteten ebenfalls, dass die Gründung einer neuen Hochschule finanzielle Einbußen für ihre Universitäten bedeuten würde.

Unter Studierenden gingen die Meinungen auseinander: Der Zentralausschuss der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) sprach sich gegen die geplante Hochschule aus. Auf Protestplakaten waren reißerische Slogans zu lesen wie „Alma mater minimundus“ oder „Sparbüchse am Wörthersee“. Die „Aktion Graz – Unabhängige Österreichische Studentenvereinigung“ war aber beispielsweise für die Gründung der Hochschule für Bildungswissenschaften in Klagenfurt.

 

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