Thema 2

Politischer Druck aus Kärnten

 

Der Kärntner Universitätsbund

 

Im Frühjahr 1964 gründete sich der Kärntner Universitätsbund. Er ließ in den Folgejahren Konzepte für eine Hochschule in Klagenfurt erarbeiten, gab die Zeitschrift „Kärntner  Universitätsnachrichten“ heraus und betrieb Lobbyarbeit.

 

ABBILDUNG 2

 

Hans Romauch

Der Klagenfurter Stadtrat für Finanzen und spätere Vizebürgermeister Klagenfurts war die treibende Kraft im Kärntner Universitätsbund und wird daher häufig als „Vater der Universität“ bezeichnet.

 

Die Kärntner Hochschulförderung

 

Das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt arbeiteten Hand in Hand, um gegenüber der Bundespolitik die Gründung einer Universität in Klagenfurt durchzusetzen, und sie riefen gemeinsam die Kärntner Hochschulförderung ins Leben. Der Kärntner Landeshauptmann Hans Sima und der Klagenfurter Bürgermeister Hans Ausserwinkler übernahmen das Präsidium.

 

Die Stadt und das Land sicherten zu, sich mit je 100 Millionen Schilling an den Kosten für die Errichtung der Hochschule zu beteiligen.

 

ABBILDUNGEN 3 und 4

 

Die Gründung einer Kärntner Hochschule wurde als Anliegen des ganzen Landes präsentiert.

 

Verhandlungen vor der Verabschiedung des Gründungsgesetzes

 

Über die genauen Inhalte des Gründungsgesetzes wurde bis zuletzt verhandelt. Die Kärntner Landesregierung nahm dabei über Kärntner Nationalratsabgeordnete aller drei großen Parteien auf die Regierungsvorlage für das Gründungsgesetz Einfluss. Besonders wichtig war der Landesregierung, dass das Gründungsgesetz für die neue Hochschule neben „bildungswissenschaftlicher Forschung“ auch die „Fachausbildung für das Lehramt an höheren Schulen“ als Aufgabe vorsah. Die Bundesregierung berücksichtigte die Kärntner Interessen.

 

Nationalratswahl 1970

 

Die Gründung der Universität in Klagenfurt fiel in die Zeit der Nationalratswahl 1970, die einen Regierungswechsel von einer ÖVP- zu einer SPÖ-Regierung brachte.

Da das Projekt der Universitätsgründung parteiübergreifend unterstützt wurde, spielte es als Wahlkampfthema kaum eine Rolle.

 

ABBILDUNG 5

 

Als kurz vor der Verabschiedung des Gründungsgesetzes zwei ÖVP-Abgeordnete im Unterrichtsausschuss gegen das Klagenfurter Uni-Projekt votierten, hoffte die SPÖ dies im Nationalratswahlkampf als Munition gegen den politischen Gegner nutzen zu können.

 

Zusammensetzung der Professorenschaft der Universität Klagenfurt

 

Die Universität Klagenfurt galt schon bald nach ihrer Gründung als „linke“ Hochschule.

 

QUELLENTEXT

Auszug aus einem Bericht für den Landesamtsdirektor, Juni 1971:

„Mit 1. September 1971 werden der Hochschule für Bildungswissenschaften fünf Professoren

zur Verfügung stehen. […] Nach der politischen Einstellung sind darunter drei ehemalige

Kommunisten (die weiterhin als linksstehend angesehen werden können), ein holländischer

Sozialdemokrat und ein Österreicher, der ein Buch und einen Aufsatz über den Austro- Marxismus verfaßt hat und bereit ist, dem BSA [Bund sozialdemokratischer Akademiker] beizutreten.

Unter den ersten fünf Professoren ist also nicht ein einziger Konservativer. Auch die nächsten Berufungen, die zwischen Frau Minister [Hertha] Firnberg und [Rektor] Professor [Walter] Schöler besprochen worden sind, fassen Personen ins Auge, die als linksstehend anzusehen sind. Man wird schon auf Grund der jetzt gegebenen Situation damit rechnen müssen, daß demnächst Vorwürfe laut werden, in Klagenfurt entstehe eine rein linke, wenn nicht gar marxistische Hochschule.“

 

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